Die Kampagne Fairtrade Stadt Linz ist mittlerweile abgeschlossen; die Stadt wurde am 07. April 2019 als 595. Fairtrade Stadt Deutschlangs ausgezeichnet.
... und auch die Verbandsmeinde Linz hat es geschafft.
Sie ist am 13. Oktober 2019 im Rahmen des Linzer Altstadtfestes als 35. Fairtrade-Kommune in Rheinland-Pfalz mit der Urkunde "FairTrade-Verbandsgemeinde" ausgezeichnet worden.
Die Anfänge der Kampagne Fair Trade Stadt Linz gehen zurück auf den 23. März 2016. Bei einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses des Stadtrates Linz, zu der auch der Vorsitzende des Vereins Eine-Welt Linz e.V., Hans-Joachim Schmitz, eingeladen war, wurde über die Bewerbung der Stadt Linz als "Fairtrade-Stadt" beraten. Nach eingehender Beratung sprach sich der Haupt- und Finanzausschuss dafür aus, dem Stadtrat vorzuschlagen, dass sich Linz um den Titel einer "Fairtrade-Stadt" (Fair-Handels-Stadt) bewerben soll.
Bei der Sitzung des Stadtrates am 13. April 2016 war es dann soweit. Nachdem Hans-Joachim Schmitz dem Stadtrat ausführlich die einzelnen Schritte erläutert hatte, wie Linz eine von mittlerweile über 400 Fairtrade-Towns werden kann, sprach sich der Stadtrat einstimmig dafür aus, dass auch Linz eine Fairtrade-Stadt werden soll. Zur Verwirklichung soll eine lokale Steuerungsgruppe gebildet werden, die alle Aktivitäten auf dem Weg zu einer Fairtrade-Stadt koordiniert.
Damit der Stadtratsbeschluss umgesetzt werden konnte, verschickte Hans-Joachim Schmitz im gleichen Monat an mehrere Personen ein Schreiben, mit dem er um die Mitwirkung in einer Steuerungsgruppe warb. Das Ergebnis war ernüchternd. Niemand war bereit, die Gründung einer Steuerungsgruppe zu unterstützen und mitzuarbeiten. Auch weitere Nachfragen brachten kein Ergebnis.
Ein neuer Lichtblick ergab sich im September 2017 während der Fairen Woche. Am 17. September, im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst in der evang. Kirche Linz, kam Peter Gillrath auf Hans-Joachim Schmitz zu und bekundete sein Interesse, sich für die Bildung einer Steuerungsgruppe mit einzusetzen. Ein weiterer Schritt in Richtung Gründung einer Steuerungsgruppe erfolgte beim Fairen Frühstück am 23. September. Ursula Groteclaes zeigt sich ebenfalls interessiert, in einer Steuerungsgruppe mitzuarbeiten.
Mitte April hatte der Linzer Stadtrat beschlossen, den Titel "Fair-Trade Stadt" anzustreben und seit März 2018 wird der Begriff "Fairtrade" durch Massnahmen einer Steuerungsgruppe umgesetzt. In einer Initiative des Vorsitzenden des Vereins "Eine Welt Linz" konnte dieser den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz Herrn Günter Fischer für die Idee gewinnen, die geplante Zertifizierung der Stadt Linz durch die TransFair Köln auf die Verbandsgemeinde Linz zu erweitern.
Die erste Voraussetzung dafür erfüllten die Mandatsträger mit einem entsprechenden Beschluss des Verbandsgemeinderates, auf dessen Sitzungen in Zukunft Produkte aus dem fairen Handel angeboten werden sollen. Gleichzeitig beschlossen sie, die bestehende Steuerungsgruppe um bis zu drei Personen zu erweitern.
Fairtrade-Towns fördern gezielt den Fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft, die sich für den Fairen Handel in ihrer Heimat stark machen. Und das nicht ohne Grund, denn das Thema Fairer Handel liegt im Trend: In Deutschland wächst zunehmend das Bewusstsein für gerechte Produktions-bedingungen sowie soziale und umweltschonende Herstellungs- und Handelsstrukturen. Auf kommunaler Ebene spielt der Faire Handel in allen gesellschaftlichen Bereichen eine wichtige Rolle, zunehmend auch bei der öffentlichen Beschaffung.
Kommunen sind wichtige Partner bei der Umsetzung der weltweiten, der deutschen und rheinland-pfälzischen Nachhaltigkeitsziele.
2015 haben die Vereinten Nationen 17 globale Nachhaltigkeitsziele verabschiedet und die Länder haben sich verpflichtet diese Ziele umzusetzen. So hat sich auch die Bundesregierung verpflichtet, Armut und Hunger abzubauen, Handelsgerechtigkeit und Umweltschutz zu fördern und eigene Nachhaltigkeitsziele erstellt. Auch die rheinland-pfälzische Landesregierung verfügt über eine Nachhaltigkeitsstrategie, die sich an den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen anlehnt.
Für die Umsetzung spielen auch die Städte eine entscheidende Rolle. "Kommunales Engagement ist der Schlüssel, um die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen und fairen Handel in der Gesellschaft zu verankern", erklärte die Vorsitzende des Rates für nachhaltige Entwicklung, Marlehn Thieme. "Dazu gehört, das Bewusstsein für ethischen Konsum bei den Bürgerinnen und Bürgern zu stärken und die öffentliche Beschaffung fair und ökologisch zu gestalten. Die Kampagne Fairtrade-Towns leistet dazu einen bedeutenden Beitrag", so Thieme weiter. Schließlich gehören Städte und Kommunen zu wichtigen Einkäufern: Von Fairtrade-Kaffee in öffentlichen Einrichtungen bis zu Berufskleidung mit fairer Baumwolle - die Mengen, die sie einkaufen, machen auch kleinere Städte zu wichtigen Handelspartnern.
In Deutschland werden für ca. 500 Milliarden Euro jährlich Waren und Dienstleistungen vom Bund, den Ländern und den Kommunen eingekauft. Der Anteil der Kommunen dabei liegt bei 60 %. Somit hat die öffentliche Hand einen wichtigen Markteinfluss, der den Handel verändern kann. Viele der hierzulande beschafften Waren werden in Teilen der Welt hergestellt oder angebaut, in denen es regelmäßig zu Verstößen gegen Menschen- und Arbeitsrechte sowie Umweltvorschriftenkommt. Durch die Globalisierung der Lieferketten halten menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und ausbeuterische Kinderarbeit Einzug auch in hiesige Verwaltungen. Produkte und Dienstleistungen belasten zudem die Umwelt auf vielfältige Weise.
Vor dem Hintergrund des inzwischen spürbaren Klimawandels (besonders im globalen Süden) und von Menschenrechtsverletzungen bei der Produktion von Waren (besonders im globalen Süden) ist der öko-faire Einkauf von Kommunen ein wichtiger Bestandteil bei der Umsetzung der oben genannten Nachhaltigkeitsziele.
1. Vorbildfunktion der Kommunen für die BürgerInnen:
Dadurch erfolgt auch eine stärke Identifikation von Lokalverwaltungen und BürgerInnen in dem Bestreben nach der Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit
2. Stärkung eines entwicklungspolitischen Profils: Durch den gezielten Einkauf von Produkten aus dem Fairen Handel und den Verzicht auf Güter,
die unter Verletzung sozialer Mindeststandards hergestellt wurden, stärkt die Kommune ihr entwicklungspolitisches Profil.
3. Beitrag zu einer gerechteren Handelsordnung:
Durch den Einkauf von Waren, die unter Einhaltung von ökologischen und sozialen Standards hergestellt werden, können Kommunen und öffentliche
Einrichtungen nicht nur direkte ökologische, finanzielle und gesellschaftliche Verbesserungen erreichen, sondern über ihre Marktmacht auch darauf
hinwirken, dass verstärkt nachhaltige Produkte und Dienstleistungen angeboten werden.
4. Beitrag zur Qualitätsverbesserung von Waren:
Erhöhte öko-soziale Anforderungen an die zu beschaffenden Güter können auch zur Qualitätsverbesserung beitragen. Dies gilt insbesondere,
wenn es um die Langlebigkeit und die Reparaturfähigkeit von Produkten geht.
5. Aufbau und Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen:
Die Integration öko-sozialer Kriterien in Ausschreibungsunterlagen kann zu einer stärkeren Kommunikation mit den Bietern und zu einem intensiveren
Austausch führen. Dies birgt auch Chancen für die Stärkung der (regionalen) wirtschaftlichen Beziehungen.
6. Förderung des bürgerschaftlichen Engagements:
Die öko-soziale Beschaffung geht in der Regel einher mit entsprechender Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit innerhalb der Verwaltung und in der Zivilgesellschaft. Engagierte Gruppen vor Ort unterstützen in vielen Fällen ihre Kommunen bei der Umsetzung der öko-sozialen Beschaffung. Zudem
motiviert die Kommune als Vorbild auch ihre Bürger, ihr Konsumverhalten entsprechend umzustellen.
7. Einsparpotenzial angesichts geringerer Lebenszykluskosten:
Die Beschaffung von energieeffizienten Geräten und der Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien können einen wichtigen Beitrag zu kommunalen
Klimaschutzzielen leisten. Zudem führt der Einsatz emissionsarmer Fahrzeuge zu einer Verbesserung der lokalen Luftqualität.
8. Signal für ein verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln an die landes- und bundespolitische Ebene:
Durch ihr Engagement im Bereich der öko-sozialen Beschaffung signalisiert die Kommune, dass ein global verantwortungsvolles und nachhaltiges
Handeln einen hohen Stellenwert besitzt und erwartet wird, dass dies von der landes- und bundespolitischen Ebene unterstützt und umgesetzt wird.
9. Medienpräsenz/ Image
Die Bezeichnung Fairtrade-Stadt wird gerne von den Medien aufgegriffen und stärkt das Image einer Stadt.
Fair-Trade-Stadt ist ein Zertifikat, das von einer anerkannten Fair-Trade-Zertifizierungsstelle (z. B. "Fairtrade Foundation" in Großbritannien, "TransFair Canada" in Kanada, "TransFair - Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der "Dritten Welt" e.V.", Köln) vergeben wird und sich für die Förderung Fair-Trade-zertifizierter Waren im Rahmen des fairen Handels einsetzt.
Weiterhin vergeben diese Organisationen auch Zertifikate für Fairtrade Village, Fairtrade Zone, Fairtrade Borough, Fairtrade Island, Fairtrade Country, Fairtrade-Universität und Fairtrade School[1].
Geschichte
Die Kampagne Fairtrade-Town wurde in Garstang, Lancashire im Jahr 2001 im Rahmen der Initiative von Bruce Crowther, einem lokalen Oxfam-Unterstützer, und der Garstang Oxfam-Gruppe ins Leben gerufen.[2] Diese Initiative zur Förderung Fair-Trade-zertifizierter Waren war erfolgreich: Innerhalb weniger Monate wurde der Umsatz Fairtrade-zertifizierter Waren deutlich erhöht. Zusätzlich baute die Stadt Garstang im Laufe der Kampagne Geschäftsbeziehungen mit Fairtrade-Kakaoanbaugemeinden in New Koforidua, (Ghana) auf.
Aufgrund des öffentlichen Interesses an den Aktionen setzte sich die Fairtrade Foundation zum Ziel, weitere Städte für Fair-Trade zu interessieren, und erstellte einen Leitfaden für den Status der "Fair-Trade-Stadt". Zwischen 2001 und 2006 wurde insgesamt 209 britischen Städten der Fair-Trade-Status von der Fairtrade-Foundation verliehen. Bis Oktober 2009 wurden weitere 448 britische Städte und weitere 312 Städte weltweit mit dem Fair-Trade-Status ausgezeichnet.
Die Kampagne Fairtrade-Towns wird in Deutschland von TransFair getragen und bringt unterschiedliche Akteure aus Handel, Politik und Zivilgesellschaft zusammen.
Für den Titel Fairtrade-Town (Fair-Handels-Stadt) muss eine Kommune nachweislich fünf Kriterien erfüllen, die das Engagement für den Fairen Handel in allen Ebenen einer Kommune widerspiegeln.
Impressum:
Steuerungsgruppe Kampagne Fairtrade-Linz
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 55 Abs. 2 RStV, § 5 TMG
Hans-Joachim Schmitz
Anschrift: Ahrweg 10, 53545 Linz/Rhein,Tel: 02644/807 38 39
E-Mail: hans-joachim-schmitz@t-online.de